24.01.2014




Süddeutsche Zeitung


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Das ist kein Film für Leute, die genau wissen, wie man richtig lebt: nichts für die, die berufstätige Mütter schon immer für Rabenmütter gehalten haben. Nichts aber auch für die, die erklären, Familie und Karriere, das gehe doch alles ganz nebenbei - wenn man nur gut organisiert sei. Der Film über Chefinnen - Frauen in Weltkonzernen ist immer dann besonders stark, wenn er zeigt, dass eben gar nichts einfach ist. Dann, wenn die Microsoft-Managerin Angelika Gifford nach Hause kommt, ihren kleinen Sohn in den Arm nimmt und gleich zur Legokiste zieht, damit er sich dort die Zeit vertreibt - weil die Mutter einen Conference Call erwartet. Es ist eine dieser Szenen, wo man nicht weiß, ob man den Gleichmut von Mutter, Vater und Kind bewundern oder die Familie bedauern soll.

Nicola Graef ist bei ihrem Projekt über Karrierefrauen auf das Problem gestoßen, dass sich kaum eine dieser erfolgreichen Managerinnen von der Kamera begleiten lassen wollte. Kein Wunder: Dann sieht man ja, dass nie alles glatt läuft, dass man nicht allem gerecht werden kann. So wie das schon immer war. Und bei Karrieremännern auch selbstverständlich akzeptiert wurde. Nur: Bei erfolgreichen Frauen gehört die ständige Zweiteilung wie selbstverständlich dazu. Selbst bei Frauen wie der Bosch-Marketingchefin oder der langjährigen Microsoft-Managerin, die gerade in die deutsche Geschäftsführung von Hewlett Packard aufgestiegen ist.

Es ist der Verdienst dieses Films, dass er zeigt, dass selbst ein Porsche und ein Luxushaus das eigentliche Problem nicht lösen: Dass Manager ständig im Dienst sind. Er zeigt zwei sehr unterschiedliche Frauen, die eine extrovertiert und zupackend, die andere zurückhaltend und überlegt. Die eine sagt, dass den Amerikanern egal sei, ob sie ein Mann oder eine Frau sei, wenn der Gewinn stimme. Die aus dem deutschen Unternehmen erzählt, wie sie oft gefragt werde, warum sie überhaupt Kinder bekomme, wenn sie so viel arbeite. Und sagt den bemerkenswerten Satz: "Das geht keinen was an, warum ich Kinder bekommen habe und wie ich das halte." Es ist eine Grenzziehung gegen das echte und das eingeredete schlechte Gewissen.

Noch etwas macht der Film deutlich: Ohne einen Mann, der die Frauen unterstützt, zerbricht der Kampf um die Karriere an zu vielen Fronten. Dabei können ja die Ehemänner etwas von ihren Karrierefrauen haben - nicht nur, was das Geld angeht. "Ich bin sehr, sehr stolz auf meine Frau", sagt einer der Männer. Ist doch auch ein schönes Gefühl.

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