Hinter den Kulissen des Nachtclubs "Bel Ami"
20.07.2014
Berliner Morgenpost
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Mutter und Tochter haben gerade den Vater im Gefängnis besucht und sitzen danach bei einem Krisengespräch im Auto. Bordellbetreiber Detlef Uhlmann sitzt wegen Steuerhinterziehung. Die Tochter will, dass die Mutter dem Vater, der untreu war, noch eine Chance gibt. Detlef Uhlmann gehörte das "Bel Ami" in einer Villa in der Nähe des Olympiastadions, "Deutschlands edelster Nachtclub", wie einst das Magazin "Playboy" titelte. Er und seine Frau verstanden es, in den Salons und Suiten eine exklusive Atmosphäre von Luxus, Erotik und Prominenz zu zaubern. Nicola Graef erzählt in der RBB-Dokumentation "Das 'Bel Ami' - Eine Ehe im Rotlicht", die am Montagabend um 22:45 Uhr in der ARD läuft nicht nur die Geschichte eines legendären Nachtclubs, sondern auch ein Kapitel Berliner Sittengeschichte. Sie porträtiert mit Uhlmann eine Type: eine gescheiterte Existenz, aber doch fast liebenswert in seiner Naivität. Es sind die goldenen 80er-Jahre im subventionierten West-Berlin. Uhlmann, gelernter Schiffskapitän und Lebemann, betreibt in Westend ein Etablissement der alten Schule, so schildert es der Film. Edle Atmosphäre, prominente Gäste, keine Zuhälter, kein Menschenhandel. „Der hat so schöne Mädels gehabt“, schwärmt Rolf Eden. Zechen von 5000 Mark seien normal gewesen, erinnert sich Uhlmann. Einmal war ein arabischer Prinz zu Gast und mietete den ganzen Laden.
Seine große Liebe findet Uhlmann in Prag. Simone ist die Tochter eines Schulfreundes aus der DDR. Mit einem falschen Pass gelingt ihr die Flucht in den Westen, wo das Paar eine Familie gründet. Aber Uhlmann baut Mist: Das Dolce Vita ist nach einem SEK-Einsatz vorbei, das Familienleben zerrissen. Der Club schließt. Statt Champagnerflaschen für 250 Euro zu öffnen, teilt Uhlmann mit seinen knapp 70 Jahren Bohnensuppe im Knast aus.
Erst ist der Bordellchef im offenen Vollzug, stellt bei einem Freigang sogar seine Memoiren vor. Aber als ihm Simone sagt, dass sie sich trennen will, hat er einen „Aussetzer“. Er flieht nach Thailand. Reumütig kehrt er ins Gefängnis zurück. „Ick war bekloppt“, sagt er. Die Ehefrau will aus dem Milieu aussteigen, eröffnet ein Restaurant und will den „Bel Ami“- Nachfolger loswerden. Was Uhlmann nach seiner Zeit im Gefängnis macht und welche Träume er dann hegt, soll nicht verraten werden: Das Ende ist so sehenswert wie der Rest dieser Dokumentation.
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