Warum bietet die ARD so eine Geschmacklosigkeit an?

17.08.2016




Die Welt


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Zsa Zsa Gabor, 99 und schwerbehindert, wird noch immer von ihrem Mann Prinz Frédéric von Sachsen-Anhalt gepflegt. Die ARD dokumentiert das Leben von "Prinz Hollywood" – eine schreckliche Soap.

Eine goldene Armbanduhr. Das ist das Erste, was man von ihm sieht. Die Kamera zoomt sie heran, während er im SUV in Richtung Heimat rollt. Bel Air, das Viertel der Millionäre in L.A. hoch über dem Sunset Boulevard. Wer hier wohnt, Tür an Tür mit Madonna oder den Beckhams, hat es geschafft. Höher geht es nicht.

Der SUV-Fahrer mit der goldenen Armbanduhr passt hier nicht hin. Das merkt man, sobald er den Mund aufmacht und das macht, was er am besten kann, Geschichten erzählen. Bevorzugt solche, von denen man nicht genau weiß, ob sie echt sind oder ob er sie sich ausgedacht hat. Ist doch egal, solange die Story gut ist. Frédéric von Sachsen-Anhalt, 73, lebt jetzt seit 34 Jahren in den USA, aber sein Englisch klingt noch immer, als hätte er es in good old Germany in einem VHS-Kurs aufpoliert. Kantig und nicht so kaugummiweich wie das amerikanische Micky-Maus-Englisch.

Er trägt einen Trainingsanzug des FC Bayern München und eine feuerrote Basecap im Gesicht. Wie das Männer eben so machen, denen es irgendwann egal geworden ist, was andere über sie denken. Sie haben ja alles erreicht, was sie erreichen wollten.

Vom Tellerwäsche zum Millionär – ohne Spülen

Und so einer ist er, der Ehemann Nummer neun von Zsa Zsa Gabor, 99, der Hollywood-Legende. In Los Angeles selber ein Celebrity, ein gern gesehener Gast bei der Verleihung der Oscars oder der Golden Globes. Einer, der schon selber zum Mobiliar der Traumfabrik gehört. Erst jüngst hat ihm Hollywood einen Preis als Filmbotschafter verliehen, eine Treueprämie für langjähriges Händeschütteln und Gesichtzeigen auf dem roten Teppich. Er hat es halb belustigt, halb kopfschüttelnd zur Kenntnis genommen. "Ich fühl mich immer super – ob mit Preis oder ohne."

Aber das ist ja alles Fassade. Im Herzen ist der Mann mit dem ergaunerten Adelstitel eben der geblieben, als der er vor 34 Jahren in die USA kam. Er wollte Karriere machen, vom Tellerwäscher zum Millionär, bloß eben ohne Teller zu waschen.

"Prinz Hollywood", so heißt das Porträt, das ihm die ARD gewidmet hat. Nicola Graefe hat ihn über einen längeren Zeitraum begleitet. Ihr Film ist knapp 90 Minuten lang, ganz schön episch für einen, der hierzulande in der Liga der C-Promis spielt, nicht ganz so bekannt wie Gina-Lisa Lohfink, das skandalerprobte It-Girl, das er vor Jahren mal adoptieren wollte, gegen Cash natürlich. Der Verkauf von Adelstiteln ist immer noch seine wichtigste Einnahmequelle. Über 60 Möchtegernadelige soll er inzwischen adoptiert haben, die meisten genauso halbseiden wie er. [...]

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