Prinz, Proll und Krankenpfleger

12.08.2016




Die Welt


back to selection


Frederic von Anhalt wird in der ARD zum Symptom einer sensationslüsternen Öffentlichkeit

Nicola Graef hat einen Film gedreht, der sich selbst überflüssig machen will. Einen Film, der ein einziges großes Paradoxon darstellt. Einen Film über "Prinz Hollywood – Frederic von Anhalt", zu sehen im Ersten am Montag ab 22.45 Uhr.

Hans-Robert Lichtenberg ist der Protagonist dieses Stücks. Vielleicht ist er auch nur die Marionette des Society-Betriebs, die sich für einen Protagonisten hält; einen, dessen Leben nach größenwahnsinnigem Plan verlaufen ist, der angeblich alles hat, was er sich nur wünschen kann. Von Hans-Hermann Weyer, dem "Consul" und Grafen von Yorck, einem Titelhändler und legendären Jetsetter, ließ Lichtenberg sich die Adoption ins Haus der von Anhalts vermitteln. Bezahlt hat er dafür nie. Zu hören ist vom Prinzen einerseits viel Knalliges: Einsamkeit sei eine Krankheit.

Mit allen Stars sei er auf Tuchfühlung. Und wie zum Beweis lässt die Regisseurin Fotos aufeinanderfliegen mit den berühmtesten Schauspielern Hollywoods neben diesem Frederic von Anhalt. Die Reichsten der Reichen begrüßt er auf seinen Geburtstagspartys. Dann aber stellt Frederic fest, Freundschaft gebe es hier nicht.

Graef entfaltet in ihrem Dokumentarfilm ein Leben im Widerspruch. Es wird jäh geteilt durch den Unfall von Frederics Frau Zsa Zsa Gabor, die seit 2002 bettlägerig ist: Er habe eine todkranke Frau und die roten Teppiche, so beschreibt er selbst die Extreme dieses Spannungsfelds. Graef zeigt ihn bei der Pflege von Gabor, bei der Gartenarbeit und beim Verteilen von Thanksgiving-Truthähnen an Bedürftige. Dabei hat der Prinz es sich wohl selbst zuzuschreiben, dass stets ein Restzweifel bleibt, ob seine Handlungen aufrichtig oder kalkulierte Inszenierung sind. Er riet seiner Frau während eines nichtigen Prozesses in den 80ern, der Publicity zuliebe ins Gefängnis zu gehen.

Und er pinkelte 2005 in einer Realityshow einer anderen Kandidatin ins Badewasser – der absolute Profi, Geschöpf und Mitschöpfer zugleich einer durch und durch kaputten Branche. Graefs Film zeigt ein wenig von dem Menschen hinter der Medienfigur und vom Mechanismus hinter den medialen Erregungswellen.

"Prinz Hollywood – Frederic von Anhalt", Montag, 22.45 Uhr, ARD

Mehr dazu www.welt.de

back to selection