Stolzer Prinz und arme Wurst

19.12.2016




Stern


back to selection


Selbstdarsteller, erschlichener Prinz und Krankenpfleger: Die ARD-Dokumentation "Prinz Hollywood - Frederic von Anhalt" zeigt das widersprüchliche Leben des Ehemanns von Zsa Zsa Gabor.

Beschiss. So kam Prinz Frederic von Anhalt zu seinem Adelstitel. "Das werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Ich habe über 400 Adoptionen gemacht. Das war die entsetzlichste", erinnert sich Titelhändler Consul Weyer an den Tag im August 1979. Mit einem Trainingsanzug aus Plastik habe ein gewisser Hans-Robert Lichtenberg vor der Tür seiner Münchner Villa gestanden und Sturm geklingelt. "Ich war vorbereitet", sagt der heutige Prinz Frederic von Anhalt, der einen Bündel Geldscheine im Wert von 100.000 D-Mark dabei hatte. Dass er nur 3000 anbezahlte, die eigentlich fälligen 180.000 als Wechsel unterschrieb, sie platzen ließ und mit einem Adelstitel nach Amerika flog, war sein erstes Meisterstück: frech, gerissen, skrupellos. Es ist diese Mischung aus Chuzpe und absoluter Unverfrorenheit, weswegen Frederic von Anhalt viele Menschen fasziniert und zugleich anekelt. Filmemacherin Nicola Graef hat den erschlichenen Prinzen in seiner Villa in Bel Air besucht und über mehrere Wochen begleitet. In ihrem Dokumentarfilm "Prinz Hollywood - Frederic von Anhalt" versucht sie hinter die Fassade eines Mannes zu blicken, der immer von einem Leben in Saus und Braus träumte. Doch das gelingt ihr nur teilweise. Wann ist von Anhalt ehrlich und wann zieht er seine Show ab? Für den Zuschauer ist das oft schwer zu durchschauen.

Frederic von Anhalt liebt die Selbstinszenierung

Wenn er zu Thanksgiving Truthähne an Bedürftige verteilt oder verschwitzt im Garten selbst Hand anlegt, wirkt das wie eine dieser gestellten Doku-Soaps am Nachmittag auf RTL. Da war wohl mehr der Meister der kalkulierten Inszenierung am Werk als der ehrliche Frederic von Anhalt. Ein falscher Prinz als Gutmensch. Zu schön, um wahr zu sein. Schwieriger wird es da schon, wenn es um Zsa Zsa Gabor, seine Ehefrau, geht. "Ich wollte mir einen echten Hollywoodstar angeln", gibt der inzwischen 73-Jährige unumwunden zu. Auch, dass es am Anfang keine Liebe gewesen sei, sondern die Zweckverbindung zweier Menschen, die den gleichen Lebensstil teilten, klingt nachvollziehbar. Champagner, Partys, Hollywood-Größen - das war die Welt von Zsa Zsa und ihrem Prinzen aus Germany. [...]

Weiterlesen auf www.stern.de

back to selection