NEO RAUCH – GEFÄHRTEN UND BEGLEITER
03.03.2017
Indiekino
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Mehr als Künstler aus anderen Nationen werden Deutsche gern daran gemessen, wie sehr sie in ihrer Kunst die deutsche Geschichte, ja, die deutsche Seele spiegeln. Das hat Tradition, beschäftigten sich die international anerkannten deutschen Künstler der Nachkriegszeit doch stets unmittelbar mit Deutschland und seiner wechselvollen Geschichte: Joseph Beuys, Anselm Kiefer, Gerhard Richter oder eben Neo Rauch sind auf ihre ganz eigene Art unverwechselbar "deutsch" und genau das macht sie für internationale Sammler und Kuratoren so interessant.
Deren Blick, also ein Blick von außen stand am Anfang von Nicola Graefs Arbeit an ihrem Film über Neo Rauch, denn Rauch selbst ist notorisch kamerascheu und äußert sich nur selten über seine Arbeit. Graef lässt Sammler in New York, Vicenza, Leipzig und Seoul zu Wort kommen, die versuchen, ihre Faszination für die surrealen Bilderwelten Rauchs in Worte zu fassen, die bevölkert von unterschiedlichsten Gestalten sind, manchmal deutliche, manchmal versteckte Anspielungen auf deutsche Kultur und Geschichte enthalten, mal wuchtig, mal archaisch wirken, in jedem Fall unverwechselbar sind. Was anfangs der Kern des Films werden sollte, ist nun jedoch nur noch Beigabe und Ergänzung zu Rauch selbst. Denn tatsächlich gelang es Graef, das Vertrauen des Künstlers zu gewinnen, bis sie und ihr Kamerateam ihn bei seiner Arbeit in seinem Atelier in Leipzig beobachten konnten. Was man sieht ist ein ruhig arbeitender Mann, der bedächtig seine Bilderwelten entstehen lässt. In druckreifen Sätzen, die den ehemaligen Hochschul-Professor erahnen lassen, beschreibt Rauch schließlich seine Arbeit, gibt Einblicke in seine Ideenwelt und seine Vergangenheit. Zusammen mit den Aussagen von Wegbegleitern, seiner Frau und seinen Galeristen entsteht so ein reiches Porträt eines großen Künstlers, dessen Intelligenz sich in seinem Wesen und seinem Werk zeigt.
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