Berlin Eitel, eloquent, energisch: Gregor Gysi wird 70

13.01.2018




Ostsee-Zeitung


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Von Jutta Schütz und Basil Wegener

[...]Er war Mitbegründer der gesamtdeutschen Linken, prominentester Sympathieträger seiner Partei, ist ein pointensicherer Redner und streitbarer Talkshowgast. Seit Jahrzehnten prägt Gregor Gysi die politische Debatte in Deutschland mit. Zu seinem 70. Geburtstag am Dienstag zeigt das MDR-Fernsehen am Sonntag um 20.15 Uhr ein 90-minütiges Porträt des Politikers.

Zum Geburtstag gibt es viel Lob – auch aus anderen Parteien. Ex-Kanzler Gerhard Schröder (SPD) lobt, Gysi habe immer draufhauen können, „aber nie mit dem Säbel, sondern immer mit dem Florett“. Der Linke sei nur in der falschen Partei. Für die Grünen-Politikerin und Bundestags-Vizepräsidentin Claudia Roth ist Gysi ein „Popstar in der Politik“. Beide äußern sich in dem Dokumentarfilm, in dem der MDR Stationen des Rinderzüchters, Juristen und Ex-Chefs der Linksfraktion im Bundestag nachzeichnet.

Heute ist Gysi Chef der Europäischen Linken, als einfacher Abgeordneter sitzt er zudem weiter im Bundestag – oben links, selbstgewählter Platz. Von da habe er den besten Überblick, sagt er im Film grinsend. Auch nach zwei Herzinfarkten kann Gysi nicht von der Politik lassen. Doch bei den Linken im Bund fanden seine Plädoyers für Kompromisse zugunsten einer rot-rot-grünen Koalition zuletzt im Bundestagswahlkampf immer weniger Gehör. Als ostdeutscher Anwalt verteidigte Gysi DDR-Dissidenten, nach dem Mauerfall war er Vorsitzender der aus der Staatspartei hervorgegangenen SED-PDS, gemeinsam mit Ex-SPD-Chef Oskar Lafontaine bahnte er den Weg zur Linken, die 2007 aus der ostdeutschen Linkspartei und der westdeutschen WASG entstand.

Gysi wuchs in einem für DDR-Verhältnisse ungewöhnlichen Elternhaus auf, Künstler und Schriftsteller gingen ein und aus. Vater Klaus Gysi war unter Walter Ulbricht Kulturminister, später Botschafter in Rom und dann Staatssekretär für Kirchenfragen. Über seine Mutter sagt Gysi in dem MDR-Film: Ihr Stil sei immer adelig gewesen. Sie hätten zu Hause Bridge und Monopoly gespielt – „da habe ich den Kapitalismus kennengelernt“.[...]

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