Waschbrettbäuche und enge Hosen: Wie die Chippendales zum Phänomen wurden

07.10.2019




Weser Kurier


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Als Ausdruck des weiblichen Verlangens nach Sexualität wurden die Chippendales zu Kultfiguren. Auch heute ist die Begeisterung um die muskelgestählten Stripper ungebrochen. Eine Doku zeichnet den Mythos nach - und offenbart einen eskalierten Machtkampf. „Je länger die Nacht wurde, desto mehr verwandelten sich diese schüchternen Frauen in hungrige Frauen, die sich holen, was sie wollten.“ - So beschreibt der ehemalige Chippendales-Tänzer Michael Rapp die Auswirkungen der Performance seiner Tanzgruppe auf die Zuschauerinnen. Rapp war mit dabei, als die Gruppe männlicher Stripper in 1979 eine Show auf die Beine stellte, die auch heute noch die Damenwelt rund um den Globus in den Bann zieht. Die Dokumentation „Strip, Sex & Crime - Die Geschichte der Chippendales“ taucht am Freitag, 18. Oktober (21.45 Uhr), angesichts des 40. Geburtstages der weltberühmten Show tief ein in die Welt von Sixpacks, Erotik und freier Sexualität.

Den Anfang ihres weltweiten Siegeszuges starteten die Stripper in Los Angeles, besser gesagt in einem kleinen, verlotterten Rock'n'Roll-Club namens „Destiny 2“. Mit der Idee einer Show von strippenden Männer nur für Frauen traf der indische Geschäftsmann Steve Banerjee den Zeitgeist. Die Historikerin Natalia Mehlman Petrzela bestätigt im Film: „Man war offen für sexuelle Selbstbestimmung, Promiskuität, freie Liebe. Die Chippendales waren mitten in diesem Schmelztiegel Hollywoods.“ Schnell wurden die Shows zum absoluten Renner, und mit der Verpflichtung des renommierten Choreografen Nic De Noia wurde aus einer bloßen Stripdarbietung ein durchdachtes Spektakel. Zwar brachte De Noia das Konzept in die Show ein, das sie bis heute auszeichnet, und schuf so die Grundlage eines Multimillionengeschäfts. Mit seiner Kontrollsucht und Machtgier legte er sich aber auch mit Banerjee an. Als sich die Vorstellungen der beiden Geschäftsmänner immer weiter voneinander entfernten, griff der gebürtige Inder zu einem drastischen Mittel: Er konsultierte einen Auftragskiller und ließ den ungeliebten Konkurrenten aus dem Weg räumen. Den Filmemacherinnen Nicola Graef und Julia Zinke gelingt nicht nur wegen der Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels ein aufschlussreicher Blick hinter die Kulissen der um die Welt tourenden Stripshow, die schon seit 2002 im Vergnügungsmekka Las Vegas auch eine feste Bleibe hat. Besonders interessant ist auch das kulturgeschichtliche Wechselspiel der Chippendales mit den prägenden Aspekten der jeweiligen Zeitepoche. Die Marke entwickelte sich beständig weiter, nahm aktuelle Trends auf und setzte selbst welche.

Für ihre Unterwäschewerbungen nutzten etwa Modelabels wie Calvin Klein das durch die Chippendales transportierte Weltbild für ihre Zwecke. Andererseits profitierten die Chippendales in einer Phase der Stagnation 2012 von dem Hollywood-Film „Magic Mike“. Eins zeigt die Dokumentation über ihre ganze Dauer von knapp einer Stunde übrigens nicht - nämlich das, wofür Millionen Frauen jedes Jahr in die Shows der Chippendales strömen: nackte Männer.

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