Kranke Frau und keine Freunde: So traurig ist das Leben von Frederic von Anhalt
18.08.2016
Focus
back to selection
Reich und berühmt werden: Das ist alles, was Frederic Prinz von Anhalt je wollte. Durch seine Ehe mit Zsa Zsa Gabor hat er genau das geschafft. In der ARD-Doku „Prinz Hollywood“ gibt Frederic einen Einblick in sein Luxusleben – doch statt Neid empfindet der Zuschauer vor allem Mitleid.
Es ist mal wieder Pressekonferenz im Hause Gabor. Hastig stellt Frederic Prinz von Anhalt Porträtbilder und andere Devotionalien im Flur der gemeinsamen Villa in Bel-Air auf, bevor die Presse eintrifft. Seine Frau, die ehemalige Hollywood-Diva Zsa Zsa Gabor, feiert schließlich ihren 99. Geburtstag – und die Klatschpresse dürstet es nach neuesten Infos zum Gesundheitszustand der Schauspielerin. Der Prinz gibt den Fotografen und Reportern, was sie wollen. Nur ein Bild von Zsa Zsa Gabor bekommen sie nicht.
Das Spiel mit den Medien beherrscht Frederic von Anhalt nach wie vor perfekt. Im Society-Leben muss der Prinz mittlerweile kürzer treten, denn er ist jetzt Teilzeit-Altenpfleger. Zsa Zsa Gabor ist seit einem Verkehrsunfall im Jahr 2002 bettlägrig, alle zwei Stunden muss sie gewendet werden. In ein Heim wollte er seine Frau trotzdem nie einliefern, sagt der Prinz: Immerhin habe er Zsa Zsa geschworen, in guten wie in schlechten Zeiten zusammenzuhalten.
Absurde Figur
Der als Hans-Robert Lichtenberg geborene, in Wahrheit ganz bürgerliche Prinz ist eine der wohl absurdesten Figuren, die der deutsche Boulevard je hervorgebracht hat. Mit Hilfe eines gekauften Adelstitels und einer medienwirksamen Hollywood-Ehe schaffte es der Sohn eines Kriminalrats aus dem Hunsrück bis auf den roten Teppich in L.A.. Filmemacherin Nicola Graef versucht in ihrer Doku „Prinz Hollywood“, hinter die Fassade zu blicken und den Menschen Frederic von Anhalt zu verstehen. Dabei stößt sie jedoch naturgemäß an ihre Grenzen.
Denn Frederic verstehen zu wollen, bedeutet in erster Linie: Den Prinzen ganz viel erzählen zu lassen und ihn in seinem täglichen Leben zu beobachten. Frederics größtes Talent ist allerdings die Gabe zur medienwirksamen Inszenierung – was eine Bewertung seines Handelns fast unmöglich macht. Was ist gespielt, was ist echt?
Zynischer Aufstieg
Kümmert sich Frederic auch abseits der Kameras so liebevoll um seine Frau? Wie viel Nächstenliebe ist wirklich dabei, wenn er Obdachlose in Los Angeles zum Erntedankfest mit Truthahn versorgt? Wie authentisch sind die Szenen, die Frederic bei der schweißtreibenden Gartenarbeit zeigen?
Solche Fragen mögen zynisch erscheinen, doch mit eben diesem Zynismus hat Frederic seinen Aufstieg in die High Society von Hollywood verfolgt. Mit Diskotheken und Saunen wurde der heute 73-Jährige reich, das Geld investierte er 1980 in einen gekauften Adelstitel, als Türöffner für die USA, sein Traumland. Den Vermittler des Titels prellte Frederic dabei um 300.000 Mark, wie der Prinz lachend zugibt. [...]
Weiterlesen auf www.focus.de
back to selection