Aufstieg und Fall eines Rotlicht-Bonze

19.07.2014




Berliner Kurier


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Er jammert: "Meine Familie, sie fehlt mir sehr.“ Sie sagt knallhart: „Der Kontakt ist abgebrochen. Ich will mich von ihm befreien."

Nach 18 Jahren Ehe hat Simone (47) die Scheidung von Detlef Uhlmann (71) eingereicht. Uhlmann, der frühere Edel-Bordell-Chef, der 30 Jahre das legendäre "Bel Ami" leitete. Der weltberühmte Club in Westend, wo sich die Reichsten und Schönsten vergnügten.Detlef Uhlmann, der Rotlicht-Bonze, sein Aufstieg und Fall - im TV wird alles in einer Dokumentation nachgezeichnet (Dienstag, 22.45 Uhr, ARD, 75 Minuten).

Simone sagt darin: "Es ist schwierig, dass er draußen ist. Er will, dass wir wieder zusammen kommen, macht zu viel Druck."

Im Winter entstehen diese Szenen und hinter Detlef Uhlmann liegt der Tiefpunkt seines Lebens: "Eine Zeit, die ich niemandem wünsche."

Vier Millionen Euro Steuerhinterziehung, das SEK hatte sein Elternhaus in Friedrichshagen (Köpenick) gestürmt: Im Dezember 2009 war er zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden, bekam später 18 Monate Nachschlag, weil er aus dem offenen Vollzug nach Thailand türmte.

Auf freiem Fuß besorgte ihm Simone sogar eine Wohnung – für den Anfang. Uhlmann glücklich: "Bin wieder zu Hause, alles andere kommt von selbst." Kam es nicht ...

Das "Bel Ami", samtige Atmosphäre, Prominente, keine Zuhälter, kein Menschenhandel. Playboy Rolf Eden (84) schwärmt: "So schöne Mädchen, da fällt es schwer, zu atmen."

Uhlmann ("Ich bin selber nie in den Puff gegangen") erinnert sich: "Zechen von 5.000 bis 10.000 Mark waren damals normal."

Wie beim Prinz (23) aus Arabien ("Der trank Whisky"), der jedem Mädchen 1.000 Mark gab, das für ihn tanzte. Mindestens 250 Euro kostete die Pulle früher bei ihm. Simone hatte er in Prag als Tochter eines Schulfreundes aus der DDR kennengelernt, sie 1989 mit einem falschen Pass nach Berlin gebracht und als unantastbare Bardame im "Bel Ami" ins Geschäft eingeführt.

Heute sagt sie: "Damals war das schon ein kleiner Schock." Doch sie gewöhnte sich schnell ans Leben in Saus und Braus. Als Freigänger durfte Lebemann Uhlmann seine Memoiren vorstellen, versuchte in der Leibnizstraße (Charlottenburg) im „Bel Ami Salon“ das Comeback. Der Laden gehörte seiner Frau.

Doch der Plan scheiterte, obwohl Uhlmann ("Wir brauchen hier deutsche Frauen“) wieder alle Register zog: "Sex ist eine gefühlvolle Sache, nicht wie Brötchen verkaufen."

Inzwischen ist der Internetauftritt abgeschaltet, die Villa (350 Quadratmeter) in Friedrichshagen zwangsversteigert. Drei Töchter verloren ihr Zuhause, den Whirlpool, die Pferde für 70.000 Euro. Eine der Töchter klagt in der Doku in einem Krisengespräch mit Simone: "Ich werde niemals in einer normalen Wohnung glücklich sein. Niemals!" Ihre Mutter blieb wohl auch ihr zuliebe mit Detlef Uhlmann weiter in Kontakt, es kommt zu Besuchen. Dann jedoch versucht das Milieu, bei Simone Uhlmann Geld einzutreiben. Das war's. Heute betreibt sie in Hirschgarten (Köpenick) ein Restaurant.

Detlef Uhlmann kehrte in seinen alten Beruf zurück, schippert als Dampfer-Kapitän Touristen herum. Er träumt davon, nach Thailand auszuwandern, will als Tennislehrer arbeiten, eine Eisdiele eröffnen. Unter Tränen sagt er: "Geld ist nicht alles. Das weiß ich jetzt. Leider kann ich nicht den Schalter umstellen und Licht machen. Das geht nicht mehr."

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