Prinz Hollywood

23.08.2016




Bild


zurück zur Auswahl


Bild


So zeigt er sich gern: Mit Goldkette am Handgelenk und roter Schirmmütze rollt der Prinz in einem seiner Luxuswagen durch Beverly Hills, an Palmen und teuren Villen vorbei. Oder im Smoking auf dem roten Teppich bei den Golden Globes, auf der Jagd nach Schnappschüssen mit Stars wie Will Smith, Harrison Ford und Sylvester Stallone.

So sieht man Frederic von Anhalt eher selten: nachdenklich auf der Terrasse seiner Villa im vornehmen Viertel Bel Air, sorgenvoll am Krankenbett seiner 99 Jahre alten Frau Zsa Zsa Gabor, bei der Gartenarbeit, beim Verteilen von Essen an Obdachlose in einem Armenviertel von Los Angeles.

Die Dokumentation «Prinz Hollywood - Frederic von Anhalt» (Mittwoch, 17. August, 22.45 Uhr, im Ersten) geht weit über die Skandal-Auftritte und Negativ-Schlagzeilen des «Prinzen» mit dem durch Adoption erlangten Adelstitel hinaus. Mit ihrem 82-minütigen Film wollte sie ergründen, was für ein Mensch sich hinter dem 73-Jährigen verbirgt, erzählt Regisseurin Nicola Graef. Was treibt jemanden an, der sich zu so einer Medienfigur macht?

Viele hätten die Nase darüber gerümpft, dass sie einen Film über ihn mache, sagt Graef. Mehr als ein Jahr begleitet sie ihn mit der Kamera durch Hollywood. Zu Preisverleihungen, Partys, Begegnungen mit Paparazzi, an das Krankenbett von Zsa Zsa Gabor. Seit mehr als zehn Jahren pflegt er seine Frau, Nacht für Nacht, nur tagsüber hat er Hilfe.

«Nur bis dahin», weist von Anhalt das Kamerateam an, Abstand zu halten. Keine Aufnahmen von vorne. Nur eine gute Minute lang kommt die gebrechliche Diva in dem Film vor. Im Schlafzimmer läuft ein riesiger Fernseher, vor dem Bett ein Gemälde der ehemaligen «Miss Ungarn». «Sweetheart, hey Baby», wendet sich der Prinz an seine Frau. Für Graef ist dies einer der überraschenden Momente, mit welcher Hingabe und Verantwortung sich von Anhalt um sie sorgt.

Aber auch seine Ehrlichkeit erstaunt. Die Frage «Waren Sie in ihre Frau verliebt?» verneint er. Liebe müsse über die Zeit wachsen, nein es war keine Liebeshochzeit, im August 1986, als er ihr achter Ehemann wurde. Aber Gabor habe ihm die Welt zu Füßen gelegt. «Ich habe es ganz nach oben geschafft». Der Prinz schwärmt von seinen Begegnungen mit Stars und Präsidenten, von Luxus und Berühmtheit. Er, der Junge vom Dorf, ohne Geld und Ausbildung, hat sich seinen Hollywood-Traum erfüllt und es allen gezeigt.

Graef lässt einen Bruder und einen Schulfreund in Deutschland erzählen. Der heutige Frederic von Anhalt wächst als eines von fünf Kindern in Wallhausen im Hunsrück unter einem strengen Vater auf. Er wollte immer hoch hinaus, und alle hätten über ihn gelacht, sagt der Bruder.

Von seinen Eltern habe er nur eins drauf gekriegt, aber nie Liebe bekommen, klagt von Anhalt. Ob er einsam sei, fragt Graef den Prinzen. Er wehrt ab, er sei total glücklich, betont der 73-Jährige. Doch die Regisseurin ringt ihm Geständnisse ab. Er öffnet sich, erzählt auch von seinen Ängsten.

Er habe das Bedürfnis gehabt, «einfach mal die Luft rauslassen, sich von der Seele zu reden», sagt von Anhalt der Deutschen Presse-Agentur. Die Deutschen hätten ja ein ganz anderes Bild von ihm, dass er ein Luxus-Lotterleben führe und nur zum Strand und auf Partys gehe. «Aber ich arbeite hier richtig hart».

Zielstrebig hat er sich seinen Hollywood-Traum erfüllt. Beim Titel-Händler Konsul Hans-Hermann Weyer in München beschafft er sich den Adelsnamen. Als Frederic von Anhalt trumpft er in Hollywood auf, lernt 1982 auf einer Party Zsa Zsa kennen. Im Nu sind sie ein Paar, das sich meisterhaft im Rampenlicht vermarktet. Eine Polizisten-Ohrfeige bringt die Diva kurz hinter Gitter, ihr Prinz schlachtet die Geschichte in der Presse lukrativ aus.

Graef entlockt dem von Anhalt Anekdoten und erlebt mit ihm Überraschungen. Etwa, dass der Deutsche in Hollywood tatsächlich als «Prinz» einen Namen hat und von Promis angesprochen wird. Bei ihrem ersten Treffen in einem Restaurant am Rodeo Drive hätten an den Nachbartischen die Schauspieler Kevin Bacon und Andie MacDowell gespeist. «Dann kommt Elton John mit seiner Entourage an unseren Tisch und quatscht mit dem Prinzen», erzählt die Regisseurin.

Die Dokumentation amüsiert, berührt, bestätigt Klischees und räumt mit anderen auf. Graef kommt es nach eigenen Worten darauf an, mit weniger Vorurteilen und mehr Offenheit einen Menschen differenzierter zu sehen. «Doch wollen die Leute überhaupt eine andere Seite von mir sehen?», fragt sich der Hollywood-Prinz. Den Doku-Titel findet er jedenfalls treffend. «Als Zsa Zsas Mann bin ich hier der Prinz. Ich liebe Hollywood über alles. Das ist die größte Bühne der Welt, auf der jeder ein Schauspieler ist».

Mehr dazu www.bild.de

zurück zur Auswahl