Unbekannte Aufnahmen aus den letzten Tagen des Maler- Genies

16.05.2008




Bild Düsseldorf


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Von G. Altenhofen

Düsseldorf- Sein Todestag jährt sich am 28. Mai zum ersten Mal: an diesem Tag starb der große Jörg Immendorff (61). Der Künstler litt neun Jahre an der unheilbaren Nervenkrankheit ALS (Amyotrophe Lateralsklerose.) Zuerst war nur seine Malhand gelähmt, am Ende der ganze Körper. Er wurde künstlich beatmet.

Die letzten zwei Jahre begleitete Dokumentarfilmerin Nicola Graef (37, „Lona Media“) den todkranken Maler im Auftrag des WDR mit der Kamera. 98 Minuten ihrer 800 Stunden Filmmaterial kommen jetzt in die Kinos. Titel: „ICH. IMMENDORFF“. Das emotionale Portrait eines Kämpfers.

Nicola Graef: „ Am Anfang haben wir ihn noch in die Akademie begleitet, zu seiner Kunstklasse. Er war ein leidenschaftlicher Lehrer, liebte seine Studenten. Als er schon zu schwach war, das Atelier zu verlassen, holte er sie zu sich. Sogar noch ein halbes Jahr, bevor er starb.“ Was sie tief beeindruckte: „Die Situation, nachdem er ins Koma gefallen war. Wegen Atemlähmung. Kurz nach dem Luftröhrenschnitt, durch den er dann künstlich beatmet wurde, kämpfte er ungebrochen weiter, er glaubte mit einer archaischen Urkraft an sich, seine Zukunft. Er hat nie geweint. Im Gegenteil, er strahlte im Umgang mit seiner Familie Kraft, Optimismus aus. Wenn sein Töchterchen bei ihm war, wurde er sanft, weich, verliebt. Am Ende lebte er ausschließlich im Atelier, schuf mit seinen Assistenten viele neue Werke, auch das geniale Portrait des Ex- Bundeskanzlers Gerhard Schröder. Die Dokumentarfilmerin: „Egal, wie es Immendorff ging. Klar war immer: im Atelier ist er der Chef. Hier geht es nur um seine Kunst.“ Es gab aber auch diese Momente: „ Wenn er über Einsamkeit sprach. Dass er die Schuhe nicht mehr zubinden kann, keine Blumen mehr gießen.“

Premieren sind morgen um 20 Uhr im Kölner Museum Ludwig. Sonntag um 17 Uhr im Düsseldorfer Savoy. Kinostart: 22. Mai.

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