Kampf im Klassenzimmer
22.07.2010
Die Deutschlandwoche
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Heute, kurz nach Mitternacht (00:15 Uhr), offensichtlich damit möglichst wenig Menschen zuschauen und die ARD sich trotzdem keinen Vorwurf machen lassen muss, wichtige gesellschaftliche Entwicklungen verschlafen zu haben, läuft die Doku “Kampf im Klassenzimmer”.
Laut Bild haben die Autoren Nicola Graef und Güner Balci bei 50 Hauptschulen in NRW um Dreherlaubnis gebeten. Nur die Hauptschule in Essen-Karnap sagte zu. Also haben die Autoren offensichtlich sehr viel Mühe investiert und die Doku war entsprechend ergiebig.
Programmhinweis bei der ARD:
Manchmal werden sie verhöhnt, manchmal sogar geschlagen. Mit ihnen wird in der Klasse kaum geredet, sie ziehen sich zurück, sagen kaum noch ihre Meinung – kurz, sie sind nicht integriert in der Schule. Die Rede ist nicht von Migranten-Kindern an einer deutschen Schule, sondern von deutschen Schülern an einer Hauptschule in Essen.
“Sie werden nicht jeden Tag mit dem Messer bedroht, … aber die Kinder mit Migrationshintergrund haben hier eindeutig das Sagen”, so die Direktorin der Schule. “Red nicht mit der, das ist bloß eine deutsche Schlampe”, so hören es auch die Lehrerinnen. “Wenn Ramadan ist, ist Ausnahmezustand. Beim letzten Mal ging es soweit, dass sie uns ins Essen gespuckt haben”, berichtet die Hauswirtschaftslehrerin. “Man sagt immer, dass die Ausländer diskriminiert werden, aber hier läuft es andersrum.” Ein libanesischer Arabisch-Lehrer schildert, dass die deutsche Lebensart von seinen Schülerinnen und Schülern ganz offen abgelehnt würde, diese Einstellung sei fast schick.
Die Hauptschule in Karnap, einem früher durch Zeche und Kokereien geprägten nördlichen Essener Stadtteil, ist meine alte Schule. Karnap war ein solides Arbeiterviertel. Die jetzt offensichtlich von Muslimen vereinnahmte Schule liegt am Marktplatz, den schon in den Fünfzigern ein Brunnen zierte. Es gab am Markt eine Sparkasse, ein Kino, einen Lebensmittelladen (“Konsum”), eine Reinigung, es war ein Stadtteil, der trotz höherer Umweltverschmutzung von den Menschen dort als lebenswert empfunden wurde. Karnap heute ist stark muslimisch geprägt. An den Klingelschildern meines ehemaligen Wohnhauses direkt am Markt finden sich überwiegend türkische Namen. Frauen mit Kopftuch sitzen gelegentlich im Eingang. An der Hauptschule herrschen libanesische und türkische Einwandererkinder. Eine schreckliche Entwicklung, die maßgeblich die Bundesregierungen der letzten 20 Jahre zu verantworten habe, indem sie keine Einwanderungspolitik betrieben haben.
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